Generell spricht man von einem Bärenmarkt (Baisse), wenn Kurse über 20% zurückfallen und sich ein Rückschlag über eine gewisse Dauer erstreckt. Gerade die Aktienmärkte haben in der Vergangenheit immer wieder kleinere und grössere Rückschläge erlitten. Goldman Sachs analysierte Mitte April alle Bärenmärkte seit dem Jahr 1800 und kam zum Fazit: Ob sich ein Investment lohnt, hängt stark von der Art des Bärenmarkts und dem Einstiegszeitpunkt ab.
Dabei seien drei Bärenmarkttypen zu unterscheiden:
- Strukturelle Bärenmärkte – die tiefgreifendsten
Die Ursachen waren in der Geschichte fundamentale Ungleichgewichte und/oder Bankenkrisen. Beispiele: Dotcom-Blase (frühe 2000er) und Finanzkrise (2008). In diesen Bärenmärkten verloren die Aktienindizes über längere Zeit mehr als 50% von ihren Höchstkursen. Sie dauerten im Schnitt rund drei Jahre, die Erholung bis zu neuen Höchstkursen oft bis zu zehn Jahre. Anleger sollten in solchen Phasen besser liquide Mittel oder sichere Anlagen halten. - Zyklische Bärenmärkte – Teil des Wirtschaftszyklus
Diese sind weniger tiefgreifend, entstehen meist durch wirtschaftliche Faktoren (Zinserhöhungen, Rezessionen). Durchschnittlicher Verlust: ca. 30%. Die Erholungsphase dauert etwa fünf Jahre. Beispiel: Marktkorrektur 2022 wegen steigender Inflation – heftige Rückschläge können Einstiegschancen sein. - Ereignisbedingte Bärenmärkte – meist kurzlebig
Verursacht durch externe Schocks wie Pandemien oder Kriege. Sie dauern oft nur wenige Monate, die Erholung erfolgt meist innerhalb eines Jahres. Mutige Anleger können in Rückschlägen kaufen, langfristig orientierte bleiben ihrer Strategie treu.
Und die aktuelle Marktsituation?
Welche Art von Bärenmarkt im Frühjahr 2025 vorliegt, lässt sich erst im Nachhinein beurteilen. Nach Ankündigung der neuen US-Zollpolitik fielen die meisten Aktienmärkte um über 10%, teils über 20%. Der US-Dollar schwächte sich stark ab, Gold legte zu. Der NASDAQ 100 verlor rund 26%, der Dow Jones fiel um 18,77%, der SPI in der Schweiz um 15%. Nach den Rückschlägen im April haben sich die Kurse wieder deutlich erholt. Ob dies ein struktureller, zyklischer oder ereignisbedingter Bärenmarkt ist, bleibt umstritten.