Zum Autor Clemens Bomsdorf

Clemens Bomsdorf (geb. 1976) ist Journalist und hat ein paar Jahre in Skandinavien verbracht und arbeitet heute als Referent Presse und Kommunikation an der Königlich Norwegischen Botschaft in Berlin. (Das Buch hat er ein Jahr zuvor geschrieben, wie er betont) Was kann man von einem Staatsfonds, der 1,275 Billionen US$ verwaltet, lernen?

Buchkritik und Zusammenfassung

Die Tatsache, dass der aus den Einnahmen der norwegischen Petroleumindustrie finanzierte (mittlerweile grösste) Staatsfonds jährlich ca. 6 Prozent Rendite abwirft, hat den Autor auf den Gedanken gebracht, diesen Fonds als Vorbild für private Anleger darzustellen. Er hat sieben Gründe ausgemacht, die ihn dazu prädestinieren: „1. Er ist erfolgreich, 2. Er ist transparent, 3. Er investiert in seriöse Anlageprodukte, 4. Er hat die Kosten im Griff, 5. Die Anlage erfordert keinen grossen Aufwand, 6. Er folgt ethischen Vorgaben und 7. Er legt fast ausschliesslich in Aktien und Anleihen an.“

Bomsdorf schreibt, typische Erdöl-Länder litten unter dem „ressource curse“: Der Fluch des plötzlichen Oelreichtums führe oft dazu, dass sich wenige bereichern und die Mehrheit verarmen würde. Bildung und Umwelt würden vernachlässigt und die Rohstoff-Währung behindere die Exportbranchen. Der Autor führt aus, dass Norwegen als erstes Land aus der „Dutch Disease“ gelernt hat: Die Einnahmen werden professionell verwaltet, wobei auf Transparenz, Kosten (0.05% p.a.) und Einfachheit Wert gelegt wird. Der Oelfond heisst auf Englisch „Government Pension Fund Global“, aber nur im Norwegischen kommt zum Ausdruck, dass er ein „Auslandfonds“ ist: „Statens Pensjonsfond utland“. Es wird nämlich explizit im Ausland angelegt, so dass einem Erstarken der norwegischen Krone Einhalt geboten werden kann.

Wie sieht nun die „norwegische Finanzformel“ aus? Die langfristige Asset Allokation besteht aus 73% Aktien mit leichter Übergewichtung von Small Caps und Schwellenländern (konkrete Verteilung: N-Amerika 42%, Europa 34%, Asien 20%). Dazu 24% Anleihen bester Bonität und 3% erstklassige Immobilien (z.B. der Uetlihof in Zürich).

Nicht alles soll kopiert werden (In Norwegen kann man sogar die Steuererklärung seiner Nachbarn einsehen), schreibt der Autor. Ansonsten kann man als Privatperson vieles übernehmen: für das eigene langfristige Sparen macht der Autor dann auch konkrete Vorschläge für seinen eigenen „Zukunftsfonds“. Diese Darstellung und „do-it-yourself- Anleitung“ kommt sehr gelungen rüber und wirkt überzeugend.

Weniger gelungen sind die hinzugefügten Exkurse (Behavioral Finance, Human-Kapital, „Konsumgut Eigenheim“) und überholte Empfehlungen (Aktienquote gemäss Faustregel „100 minus Lebensalter“). Stattdessen hätte man stärker auf den politischen Prozess der Gründungsgeschichte eingehen können oder auf die Doppelmoral, dass der Staatsfonds die Erdöleinnahmen in ESG-Fonds investiert.

Fazit zum gelungenen Einstiegsbuch: „Til lykke“ (Glückwunsch!)

© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich

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