Zum Autor Prof. Peter Gross

Peter Gross (Jg. 1941), pensionierter Professor für Soziologie (Bamberg, St. Gallen) geht der Sinnsuche unseres Älterwerdens nach. Während gewisse Medien eine demografische Endzeit beschwören, reflektiert er belesen über die „Sinnfinsternis“ und was uns das lange Leben schenkt. Altern erscheint ein Luxus. Und doch habe man heute keine Zeit zum Sterben. Man will lange leben, aber rasch sterben. Dass man alt wird, ist Schicksal, aber wie man alt wird, Aufgabe.

Buchkritik und Zusammenfassung

Er mokiert sich über die „digitale Demenz“ (Abschied seiner Generation aus der digitalen Welt) und widerlegt es mit dem Hinweis auf den Youtube-Hit „gwaltbereiti Alti“. Er selbst sieht mit zunehmendem Alter sowieso mehr den Vormarsch der Tugenden, weil die „sündhaften Energien“ erschöpft seien.

Zwar anerkennt er als Grossvater, dass weniger Kinder ein rentenpolitischer Nachteil seien, sieht aber im Nachwuchs weder eine politische noch eine wirtschaftliche und auch keine Vorsorge-Pflicht: „Das Kindeswohl muss das Kriterium sein und nicht das Wirtschaftswohl oder ein ominöses Überlebenswohl von Gesellschaften.“

Weniger Kinder erhöht die Erbquote pro Kind und auch die Zuneigungsquote! „Eltern haben mehr Zeit für weniger Kinder“, bringt er es auf den Punkt. Kinder hätten in unserer Gesellschaft beinahe „ganzjährig Weihnachten“ – kein Wunder, wenn es bald mehr Grosseltern als Enkel gibt! „Die alte Welt altert. Europa wächst nicht an Köpfen, sondern an Jahren. An manchen Orten gibt es keine Alten mehr. Weil alle alt sind.“ Mit solch träfen Statements zeigt Gross, dass das Alter nicht mehr exklusiv, sondern demokratisiert ist.

Wo Alte sind, erfährt jede Gesellschaft eine atmosphärische Verfärbung ins Unaufgeregte. Was das Alter uns schenkt? Zeit. Sie ermöglicht uns nachzudenken über das Verhältnis zu unseren Mitmenschen und zur Welt. Zeit bringt Rat, aber Altern allein noch keine Orientierung. Die Massenalterung führe gleichsam zu mehr Tugenden wie Gelassenheit, Geduld, Freiheit, Dankbarkeit und Liebe – quasi ein „Beitrag zur Weltmässigung“ (Sloterdijk). Die Verlangsamung des Sterbens ermögliche es also, sein Leben in Ordnung zu bringen.

Nie war man so lange und so gut alt. Den Sinn des eigenen Lebens muss man sich selber schaffen. Früher habe der frühe Tod nach Trost gerufen, jetzt der späte nach Sinn. Wer zu früh stirbt, und das waren in vormodernen Zeiten fast alle, der ist vom Tode bestraft. Wer wie bei uns so viele, spät, zu spät stirbt, den bestraft das Leben, so Peter Gross.

Erinnerungen verschönern das Leben und Vergessen mache es erträglich, zitiert er Honoré de Balzac. Und schliesst mit dem biblischen „werdet wie die Kinder“ (Matth. 18,3)

© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich

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