Klimawandel Folgen
Was passiert genau bei 1 bis 6°C Erwärmung?
Klimawandel Folgen
- Was steht uns mit jedem weiteren Grad Erwärmung bevor?
- Wie hoch steigt der Meeresspiegel?
- Ab wann werden Millionen von Klimaflüchtlingen erwartet?
- Wann verursachen Kipppunkte eine Katastrophe?
Diese Zusammenfassung aus zahlreichen Fachtexten und Studien wurde von Samuel Clemann, Mitgründer von FINA, erstellt. Eine wichtige Quelle stellt auch das mit dem Wissenschaftspreis ausgezeichnete Buch “Our Final Warning” von Mark Lynas dar. Quellenangaben Details siehe Text.
FINA spezialisiert sich als klimaneutrale Finanzdienstleisterin auf nachhaltige Anlagen als Teillösung gegen den Klimawandel.
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Warum ist das netto Null Ziel wichtig?
Klimawandel Ursachen
Die durch uns Menschen emittierten Treibhausgase wie CO2, Methan, Lachgas und andere Klimagase verursachen eine globale Erwärmung. ( 1 )
Unserer Wirtschaft ist fossil
Die Öffentlichkeit ist sich kaum bewusst, was alles mit Erdöl zusammenhängt. Verpackungen, Transport, Baumaterial, synthetische Fasern für Kleidung und anderes, Strom, Heizung, Lebensmittelzusätze, Dünger, Medikamente. Die Liste ist praktisch endlos.
Wie erwärmen Treibhausgase die Atmosphäre?
Die Sonnenstrahlen erwärmen die Erdoberfläche. Langwellige Strahlung strahlt von der erwärmten Erde zurück in den Weltraum. Treibhausgase absorbieren einen Teil dieser Wärmeenergie und halten sie in der Atmosphäre gefangen.
Den Treibhauseffekt im sehr viel kleineren Massstab kennen wir alle. Ein Auto an der Sonne kann im Innenraum eine deutlich höhere Temperatur entwickeln als draussen herrscht. Die Windschutzscheibe lässt Sonnenlicht eintreten und hält dann einen Teil der Energie zurück. Das Prinzip ist physikalisch dasselbe.
CO2 bleibt Tausende Jahre in der Atmosphäre
Wenn wir jetzt sofort die Emissionen auf Null reduzieren, sind nach 1000 Jahren noch immer 15-40% des von uns in die Atmosphäre ausgestossenen CO2 vorhanden. ( 2 ) Unsere heutigen Emissionen haben also einen Effekt auf hunderte Jahre und dutzende uns folgenden Generationen.
Deshalb ist das Ziel “Netto Null” wichtig
Falls wir unsere Emissionen nur um 50% reduzieren, werden die globalen Temperaturen noch immer steigen, nur langsamer. Einfach veranschaulicht bedeutet dies: Wenn der Abfluss einer Badewanne verstopft ist, überläuft diese selbst dann, wenn das Wasser langsamer eingelassen wird.
Deshalb haben es sich viele Länder zum Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Das bedeutet, nur so viele Treibhausgase zu emittieren, wie von der Umwelt aufgenommen oder abgebaut werden können. Dies soll die globale Erwärmung langfristig unter 1,5 Grad Celsius halten, da ab 2 Grad Erwärmung gefährliche Kipppunkte den Erwärmungseffekt unkontrolliert beschleunigen könnten. Dazu später mehr.
Das Ziel, Klimaneutralität früh genug zu erreichen, ist im Moment unsicher, ausserordentlich schwierig und hochkomplex.
Der Klimawandel und seine Folgen stellen das aktuell grösste Problem der Menschheit dar.
4-6 Grad Erwärmung wenn wir weiter machen wie bisher
Wenn wir weiter machen wie bisher, werden die Temperaturen bis 2050 um 2-3 Grad und bis Ende des Jahrhunderts um 4-6 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit steigen. Obwohl diese Tatsachen seit vielen Jahrzehnten bekannt sind und jedes Jahr genauer erforscht werden, ist es uns bisher noch nicht gelungen, die Emissionen substanziell zu verlangsamen und die CO2 Konzentrationen in der Atmosphäre zu reduzieren. Die Entwicklungen der letzten 10 Jahre lassen jedoch hoffen, dass eine Trendwende noch möglich ist. (siehe Klimawandel Lösungen)
Beunruhigende 400 ppm wurden 2013 durchbrochen, die CO2 Konzentrationen steigen weiter
Seit den 1950er Jahren wird der CO2-Gehalt direkt aus der Luft gemessen ( 3 vgl. Keeling ).
Mit Eisbohrkernen der Antarktis konnte zudem der CO2 Gehalt der letzten 800’000 Jahre festgestellt werden. Natürliche Schwankungen zwischen 190 und 280 ppm waren die Regel. Die Konzentrationen sind heute bereits 50% über den Höchstwerten dieser Zeit. Das Video zeigt die Entwicklung des CO2 Gehalts seit 800’000 Jahren.
Wozu brauchen wir CO2 in der Atmosphäre?
Das CO2-Gleichgewicht schwankt seit Jahrmillionen in einer gewissen Bandbreite. Sind die CO2 Werte sehr tief, herrscht Eiszeit. Unter 100 ppm würden wir zum ewigen Eisplaneten. Hohe CO2 Werte wiederum verursachen Warmzeiten. Wir brauchen eine gewisse Konzentration an Treibhausgasen um einen bewohnbaren Planeten zu haben.
Zehnmal schnellere Emissionen als in der Erdgeschichte
Jährlich pumpen wir 10 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre. Das macht unsere Emissionen mindestens zehnmal schneller als die vulkanischen Emissionen in der Hochphase des Paläozän, die das schlimmste Treibhausereignis der letzten 60 Millionen Jahren und damit das letzte grosse Massenaussterben auslösten. ( 4 Timmermans M.-L. u.a. Science Advances 4, 2018 / Notz D und Stroeve J. Science 354, 2016 )
Aufgrund thermischer Trägheit verursacht heute emittierter Kohlenstoff erst in 10,1 Jahren den grössten Erwärmungseffekt. Dieser hält dann noch hunderte Jahre an. ( 5 )
Klimawandel Ursachen zusammengefasst
- Treibhausgase wie CO2, Methan, Lachgas und andere halten Sonnenwärme in der Atmosphäre zurück
- Wenn wir die Emissionen jetzt stoppen, sind in 1000 Jahren noch immer 15-40% der Klimagase vorhanden
- Das Ziel netto Null Emissionen bis 2050 könnte den Temperaturanstieg auf 2 Grad begrenzen und damit gefährliche Kipppunkte abwenden
- Machen wir weiter wie bisher, steigen die Temperaturen um 4 bis 6 Grad
- Ohne Treibhausgase gäbe es kein Leben, aber wichtig ist die gesunde Bandbreite.
- Wir emittieren heute 10-mal schneller als während den schlimmsten Treibhausereignissen der Erdgeschichte
Klimawandel Folgen bei 1 Grad Erwärmung
Temperaturanstiege sind ungleichmässig verteilt
Die Temperaturen steigen nicht gleichmässig auf der gesamten Erdoberfläche. Die arktische Verstärkung verursacht die Zwei bis Dreifache Erwärmung an den Polen. Auch auf kontinentalen Landflächen steigt die Temperatur überdurchschnittlich stark an, wohingegen über Meeresflächen eine deutlich geringere Erhöhung einhergeht.
In der 1 Grad Welt sind wir bereits seit 2015 angekommen.
Unser Planet ist heute mit Sicherheit wärmer, als er jemals seit 18’000 Jahren gewesen war. ( 6 )
Im Video: Globale Temperaturentwicklung seit 1880.
Meeresspiegel Anstieg 65cm. bei 1 Grad Klimaerwärmung
Eine Periode mit vergleichbaren Temperaturen war die Eem-Warmzeit vor der letzten Eiszeit vor 116’000 bis 129’000 Jahren. Der Meeresspiegel war damals 6-10 Meter höher als heute. ( 7 Dutton, A. et al. 2015 )
Aufgrund der langsamen thermischen Trägheit von Wasser dauert es (glücklicherweise) hunderte von Jahren, bis sich auch die tieferen Schichten der Weltmeere erwärmen und die gigantischen Massen an Polareis schmelzen. Der Meeresspiegel erhöht sich gegenwärtig pro Jahr um ca. 3,5mm. mit einer sich beschleunigenden Tendenz. ( 8 ) Der Eisverlust in der Antarktis hat sich die vergangenen vierzig Jahre von 40 Milliarden auf 252 Milliarden Tonnen jährlich versechsfacht. ( 9 ) Auch am Nordpol wurden die letzten 13 Jahre jedes Jahr ohne Ausnahme die Rekorde der tiefsten Meereisvorkommen gebrochen. ( 10 Zeitschrift Nature, Sep 2019 )
Wir haben also schon jetzt Temperaturen, um einen grossen Teil des grönländischen Eises zum Schmelzen zu bringen und den Meeresspiegel langfristig gesehen um mehrere Meter anzuheben.
Bis Ende dieses Jahrhunderts wird ein Anstieg von 65cm. ± 12cm. erwartet, was viele Küstenstädte bereits vor Probleme stellen wird. ( 11 )
Venedig bis 2100 unter dem jährlichen Hochwasserstand
Der steigende Meeresspiegel setzt auch Amsterdam unter Wasser
Zunahme von Allergien
Asthmatische Erkrankungen und Allergien nehmen zu. Die Pollensaison dauert länger, neue allergene Pollen aus wärmeren Regionen sind in der Luft und Luftschadstoffe verstärken die Erkrankungssymptome. ( 12 )
Starkwetterereignisse verdreifacht
Während Experten heute ganz genau wissen, welche Kohlenstoff Emissionen einen wie starken Temperaturanstieg verursachen, sind Starkwetterereignisse längst nicht abschliessend erforscht. Untersuchungen zu den Veränderungen von Dürreperioden, Stürmen und Überschwemmungen sind extrem komplex und sind deshalb mit gewissen Unsicherheiten behaftet.
Belege aus der ganzen Welt häufen sich jedoch, dass sich sowohl Starkregenereignisse und Überschwemmungen, als auch Perioden extremer Trockenheit verdreifacht haben. Überall auf der Welt purzelten im letzten Jahrzehnt hundert- und Tausendjahres Extremwetterrekorde. ( 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 )
Gigantische Kosten
Weltweit sind die Kosten von Naturkatastrophen am steigen. Bereits 2017 wurden 300 Milliarden zusätzliche Kosten allein aufgrund der 1 Grad Erwärmung geschätzt. ( 20 )
Erwärmung wird verstärkt durch Albedo-Rückkopplung
Schneebedeckte Eisflächen reflektieren 80% der Sonnenenergie, dunkle Ozeane dagegen nur 5%. Dies führt zu einem sich selbst verstärkenden Effekt der Erwärmung. Die sinkende Albedo der Arktis wird seit 2004 von Satelliten der NASA gemessen und quantifiziert. ( 20 ) In den Somermonaten sind heute in der Arktis 40% weniger Meeresfläche von Eis bedeckt als vor 35 Jahren. ( 21 )
1 Grad Folgen zusammengefasst:
- 65cm. Meeresspiegelanstieg bis 2100
- Zunahme von Asthma und Allergien
- Dreimal häufigere Starkwetterereignisse
- Rückkopplung: Weitere Erwärmungen durch weniger rückstrahlende Eisflächen
Klimawandel Folgen bei 2 Grad Erwärmung
Ökosysteme beginnen zusammenzubrechen
Bereits 2015 und 2016 verlor das Great Barrier Reef die Hälfte seiner Korallendecke. ( 22 )
Marine Ökosysteme wurden in den letzten Jahrzehnten durch Überdüngung, Schleppnetzfischerei und Plastikmüll empfindlich geschwächt. Einer zusätzlichen Belastung durch den Klimawandel haben sie wenig entgegenzusetzen. Laut Weltklimarat IPCC werden wir bei 2 Grad Erwärmung 99% der riffbildenden Korallen verlieren und damit viele Fische und andere von Riffen abhängige Spezies.
Insgesamt dürften Pflanzen und Tiere bis zu einem Drittel ihres Lebensraumes verlieren. ( 23 Warren, R. u.a. Science 360, 2018 )
Hunger und gigantisch hohe Kosten
Pro Grad Erwärmung nimmt die Luft 7% mehr Wasser auf. Diese physikalische Tatsache können wir jedes Jahr in den kalten Wintermonaten selbst feststellen, wenn die Luft deutlich trockener ist als im Sommer.
Steigende Temperaturen führen deshalb regional unterschiedlich einerseits zu stärkeren Regenfällen und Überflutungen, andererseits weltweit zu 20% häufigeren extremen Dürreperioden. ( 24 )
In einer 2 Grad Welt werden hunderte Millionen von Menschen unter extremer Trockenheit leiden. Erträge bei Weizen, Mais und Reis werden signifikant zurückgehen. Wasserknappheit und Ernteausfälle führen zu Hungersnöten. ( 25 ) Gleichzeitig werden die Kosten aufgrund von Überschwemmungen massiv steigen. Alleine für 135 Küstenmetropolen werden langfristig Kosten von 1,4 Billionen jährlich prognostiziert.
Weltweit würden 1,3 Milliarden Menschen unter Naturkatastrophen leiden. Würden wir keine Schutzmassnahmen ergreifen, könnten die Kosten laut Weltbank bis 2050 auf USD 158’000 Milliarden steigen, was fast dem doppelten heutigen weltweiten BIP entspräche. (26 )
Rückkopplungen bei 2 Grad: Das Risiko eines Kippmoments
In der 2 Grad Welt wird alle paar Jahre das gesamte Nordpolarmeer eisfrei sein, was durch eine tiefere Albedo die globale Erwärmung um rund 10 Jahre beschleunigt. Zudem werden bei 2 Grad weitere zwei Millionen des arktischen Permafrosts auftauen. Damit werden dutzende Milliarden Tonnen darin gespeichertes Methan und CO2 in die Atmosphäre gelangen, was eine weitere Erwärmung auf 3 Grad zur Folge haben könnte.
Paris Klimaziel 1,5 Grad
Im Hinblick auf das Risiko, bei 2 Grad Erwärmung gefährliche Kipppunkte zu erreichen, einigten sich 2015 an der UN-Klimakonferenz 197 Regierungschefs auf gewisse Übereinkommen, welche den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad beschränken sollten. Leider folgten den Ansagen zu wenige Taten. ( 26 ) ( 27 IPCC Sonderbericht 1,5 Grad deutsche Zusammenfassung )
Mittlerweile haben erneut 143 Staaten Klimaziele, sogenannte NDC-Targets eingereicht. Laut Klimakonferenz 2021 würden diese Zusagen zu einem Temperaturanstieg von 2,7 Grad führen.
2 Grad Folgen zusammengefasst
- Verlust von 99% der Korallenriffe
- Verlust von einem Drittel des Lebensraums von Pflanzen und Tieren
- 1400 Milliarden jährliche Kosten für Küstenstädte
- Hungersnöte wegen Dürre und grossflächigen Ernteausfällen
- Rückkopplungen: Permafrostböden tauen auf, was Milliarden Tonnen CO2 freisetzt und zusätzlich das Klima erwärmt
- Wegen erwarteten katastrophalen Folgen wollen 197 Länder und ihre Regierungen eine Erwärmung über 2 Grad vermeiden. Die aktuellen Massnahmen verfehlen jedoch das Ziel.
Klimawandel Folgen bei 3 Grad Erwärmung
In der 3-Grad Welt sind wir in einem Klima angelangt, das im Pliozän vor vier Millionen Jahren, sehr lange vor dem Auftreten des Homo Sapiens, herrschte. ( 28 )
Erstaunlicherweise waren dieCO2 Konzentrationen mit 400 ppm ungefähr gleich hoch wie heute (420 ppm). ( 29 )
Meeresspiegel steigt um bis zu 22 Meter
Geologische Steinproben und dutzende Kilometer ins Landesinnere verschobene Küstenlinien deuten auf einen bis zu 22 Meter höheren Meeresspiegel im warmen Pliozän hin. ( 30 )
3 Grad genügen, um den westantarktischen Eisschild auszulöschen, das Grönland Schelfeis um bis zur Hälfte abzutauen und die meisten Gletscher zu schmelzen. ( 31, 32, 33, 34 ) Glücklicherweise dauert dieser Prozess Jahrhunderte bis Jahrtausende.
Bis zum Ende des Jahrhunderts wird bei 3 Grad Erwärmung ein mittlerer Meeresanstieg von etwa einem Meter erwartet. ( 35 ) Millionen Menschen wären zur Umsiedlung gezwungen.
Superstürme
Die Häufigkeit von Extremwetterereignissen steigt. New York besipielsweise könnte dreimal jährlich eine Jahrhundertflut erleben mit dem Kaliber von “Sandy” 2012, welche 132 Quadratkilometer der Stadt unter Wasser gesetzt hatte. ( 36 )
Für den Bau von Deichen und Küstenbefestigungen allein für die USA werden Kosten in Billionenhöhe prognostiziert. ( 37 )
Extreme Hitze erfordert Todesopfer
In einem Drittel der Landfläche der Welt werden überproportionale Temperaturerhöhungen zu extremen Hitzesommern führen. 50 Millionen Menschen werden Temperaturen oberhalb der Schwelle der Überlebensfähigkeit erleben. ( 38 )
Kühlgrenztemperatur – Darüber steigt unsere Körpertemperatur unaufhaltsam an
Irgendwann ist es für den menschlichen Körper nicht mehr möglich, auf eine Temperatur von 37 Grad abzukühlen. Die Schwelle, bei der auch gesunde Menschen im Schatten ohne körperliche Betätigung innerhalb von Stunden den Hitzetod sterben, liegt bei 46 Grad Celsius und 50% relativer Luftfeuchtigkeit. Je trockener die Luft, desto besser kann der menschliche Körper noch abkühlen. Die Kombination von Luftfeuchtigkeit und Temperatur, Feuchtkugeltemperatur genannt, bestimmt die tödliche Schwelle. Die höchsten Temperaturen auf der Erde werden in Wüsten erreicht, jedoch ist die Feuchtkugeltemperatur wegen tiefer Luftfeuchtigkeit dort nicht höher als in den Tropen.
Bisher wurde die tödliche Temperaturschwelle nicht überschritten. In der Golfregion wurden jedoch 2015 kurzfristig Feuchtkugeltemperaturen in der Nähe der Schwelle gemessen, welche 3500 Todesopfer forderten. ( 39 )
Der globale Klimawandel dürfte in Südasien bis Ende des Jahrhunderts gewisse Gebiete für den Menschen unbewohnbar machen. ( 40 ) Auch Viehbestände und alle andern Warmblüter überleben diese Bedingungen nicht.
Waldbrände und Wüstenbildung
Gemäss einer Studie nimmt in der 3 Grad Welt verbrannte Fläche um 187% zu. Vor allem die Mittelmeerregion dürfte stark betroffen sein. ( 41 )
Langfristig wird die Hälfte der globalen Landflächen aride, wüstenähnliche Züge annehmen ( 42 ), was die Wasserressourcen einer zusätzlichen Milliarde Menschen bedroht. ( 43 )
Nahrungsmittelknappheit
Ohne mit Hilfe modernster Gentechnik dürre- und hitzeresistente Pflanzen züchten zu können, wird die weltweite Nahrungsmittelproduktion um ungefähr die Hälfte einbrechen, während die Weltbevölkerung auf 10 Milliarden zusteuert.
Gletschersterben – Wasserressourcen schwinden
Die Gletscher in den Alpen dürften bis auf einen Fünftel Ihres Volumens schrumpfen. Weltweit wird das Gletschersterben wertvolle Schmelzwasservorräte verlieren, welche Bewässerungssysteme für Ackerland nutzlos machen.
Klimaflüchtlinge
Unerträgliche Hitze, Wasser und Nahrungsmittelknappheit könnten ganze Kontinente ins Chaos stürzen und eine noch nie dagewesene Flut von Flüchtlingen erzeugen.
Rückkopplungen und Kipppunkte bei 3 Grad Klimaerwärmung
Kipppunkt Waldkollaps im Amazonas
11 verschiedene Klimamodelle prognostizieren bei 2-3 Grad Klimaerwärmung die weltweit stärkste Reduzierung von Niederschlägen im Gebiet des grössten Regenwalds der Welt. ( 44 ) Eine besonders trockene Periode in einer 3 Grad Welt erhöht das Risiko eines unumkehrbaren Kipppunkts: Die Wälder und Böden trocknen langsam aus. Brandrodung fügen zusätzlichen Schaden hinzu. Nun könnte ein Grossteil des Regenwaldes plötzlich in einem Flammeninferno aufgehen und damit in kürzester Zeit das artenreichste Gebiet der Welt zu ödem Savannen- oder Wüstengebiet machen. Nebst des gewaltigen Biodiversitätsverlustes würden dabei Dutzende Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt, was die weitere Klimaerwärmung beschleunigen würde. ( 45, 46, 47, 48, 49, 50 )
Rückkopplung Permafrostböden
12 Milliarden Quadratkilometer Permafrostböden beginnen bei 3 Grad langsam aufzutauen. Sie enthalten CO2 und Methan, das nun in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Allein die Folgen dieser beiden Verstärker im Klimasystem könnten ein halbes Grad zusätzliche globale Erwärmung verursachen.
3 Grad Folgen zusammengefasst
- Meeresspiegel langfristig um bis zu 22 Meter höher
- Fast dreimal mehr Waldbrände und Trockenheit. Mittelmeerregion besonders betroffen.
- Gletscher schrumpfen um 80%.
- Zusätzliche 1 Milliarde Menschen haben zu wenig Wasser.
- Ohne Gentechnik bricht die Nahrungsmittelproduktion um 50% zusammen.
- Millionen von Klimaflüchtlingen.
- Kipppunkt: Amazonas könnte komplett in Flammen aufgehen und unwiederbringlich verloren gehen.
Klimawandel Folgen bei 4 Grad Erwärmung
Hitzewellen 30 mal häufiger
Vieles dreht sich in dieser Welt nun um Schutz vor Hitze. Milliarden Menschen erleben nun regelmässig Hitzeperioden über 40 Grad. Insgesamt steigt die Exposition um das 30 fache. Am stärksten sind Breitengrade bis 30 Grad nördlich und südlich des Äquators betroffen. Aber selbst in mittleren Breiten wie z.B. in der Schweiz würden an zusätzlich 80 bis 120 Tagen im Jahr Temperaturen herrschen, die wir heute als Hitzewellen bezeichnen. ( 51, 52, 53 )
Stechmücken (Moskitos) flüchten polwärts
Ein Viertel der Menschen, Pflanzen und Tiere aus tieferen Breiten bewegen sich zwangsläufig in Richtung der Pole. Invasive Arten nehmen rapide zu. Sogar den Stechmücken wird es in den Tropen zu warm. Von Mücken übertragene Viruserkrankungen wie Malaria, Zika-, Dengue- und Gelbfieber verbreiten sich nun in den mittleren Breiten. ( 54 )
Trockenheit und Dürre
Die Hälfte der globalen Landfläche wird nun aride eingestuft, was 1,9 Milliarden Menschen mehr im Vergleich zu heute in Trockengebieten leben lässt. Ein Drittel der Weltbevölkerung hat keinen ausreichenden Zugang zu Wasser. ( 55, 56, 57, 58, 59, 60 )
Rückkopplungen bei 4 Grad
Zusätzlich zu den bereits beschriebenen Rückkopplungen wie dem Abschmelzen von Eisschilden, Meereis, Gletscher und dem Auftauen von Permafrost, wird die Kohlenstoffspeicherung in verödenden Wäldern stark abnehmen.
Grossflächige Waldbrände und Russpartikel
Die Anzahl und Grösse von Bränden nimmt stark zu. Dabei führen zwei Effekte zu einer Verstärkung des Klimawandels:
- Das in Pflanzen und Bäumen gespeicherte CO2 tritt in die Atmosphäre
- Dunkle Russpartikel, die sich monatelang in der Stratosphäre aufhalten können, absorbieren Sonnenwärme und erwärmen die Atmosphäre zusätzlich
Waldbrand August 2017 Amerika
Beim grossen Waldbrand 2017 im Westen Amerikas konnte festgestellt werden, dass ungefähr die gleiche Menge an Partikeln in die Stratosphäre gelangte wie beim Vulkanausbruch Kasatochi 2008 in Alaska. Acht Monate lang konnte Rauch in der Stratosphäre beobachtet werden. Diese wurde von Forschern intensiv untersucht, vor allem um Rückschlüsse auf Klimaveränderungen bei einem Nuklearkrieg zu erhalten.
Es stellte sich heraus, dass Vulkanasche tendenziell eher eine Abkühlung durch Reflexion der Sonnenstrahlung in den Weltraum bewirkt. Bei dunkleren Russpartikel aus Flächenbränden jedoch die Absorption von Sonnenwärme überwiegt und dadurch die Atmosphäre erwärmt, was zu einem weiteren positiven Rückkopplungseffekt führt.
4 Grad Folgen zusammengefasst
- Ein Drittel der Menschheit zu wenig Wasser
- Malaria und andere durch Mücken verbreitete Viren in der Schweiz verbreitet
- Grossflächige Waldbrände
- In der Schweiz an 80 bis 120 Tagen Hitzewellen
- Rückkopplungen: Durch Waldbrände, weiteres Auftauen von Permafrost, Abtauen von Eisschilden und dunklen Russpartikeln in der Stratosphäre weitere Verstärkung der Erwärmung
Klimawandel Folgen bei 5 Grad Erwärmung
Tödliche Hitze in den Tropen und Subtropen
Gewisse Teile der Tropen und Subtropen werden unbewohnbar, da die Feuchtkugeltemperaturen die kritische Schwelle überschritten haben. Auch durch Schwitzen können menschliche Körper dann nicht mehr abkühlen und erleiden den Hitzetod.
Nutztiere, Wildbestände und andere Warmblüter sterben, wenn sie nicht in kühlere Regionen in Richtung der Pole wandern können.
Aussentemperaturen von 60 Grad mit Spitzen bis 65 Grad sind in Teilen der Welt zu etwas Alltäglichem geworden. ( 61, 62 )
Globale Nahrungsmittelproduktion stösst an ihre Grenzen
Im heutigen Klima beträgt die Wahrscheinlichkeit von grossen Ernteverlusten in mehreren Exportnationen gleichzeitig praktisch 0%. In einer 5 Grad Welt steigt diese Wahrscheinlichkeit auf 86%. ( 63 )
Wie können simultane Missernten über mehrere Jahre noch 10 Milliarden Menschen ernähren?
Technologisch wäre es für reiche Nationen möglich, künstliche Lebenswelten mit klimatisierten Hight-Tech Kuppeln zu bauen. Auch sind immer noch viele Gebiete in höheren Breitengraden, insbesondere bei Gebirgszügen gut bewohnbar. Aber für wie viele Menschen würden die Ressourcen reichen? Mit der Gefahr, polemisch zu wirken, stellt sich hier die Frage: Wie würden hunderte Millionen von Klimaflüchtlingen vor den Grenzen gehalten werden können?
In der Geschichte der menschlichen Zivilisation gibt es noch kein Szenario, das als Vorbild herhalten könnte, was in einer solchen Welt passieren würde.
5 Grad Folgen zusammengefasst
- Mit 86% Wahrscheinlichkeit Ernteverluste in mehreren Exportnationen gleichzeitig.
- Keine Nahrung mehr für Milliarden von Menschen.
- Tödliche Aussentemperaturen von über 60 Grad in Teilen der Welt.
- Wanderung von Mensch und Tier in Richtung der Pole
Klimawandel Folgen bei 6 Grad Erwärmung
Die Wahrscheinlichkeit, in diesem Jahrhundert eine globale Erwärmung von 6 Grad zu erreichen, wird von Klimaforschern als gering eingeschätzt. Von unter eins bis fünf Prozent. Aber würden Sie in ein Flugzeug einsteigen, das ungefähr jedes hundertste mal abstürzt?
Um zu verstehen, wie die 6 Grad Welt aussehen würde, kann die intensiv erforschte Zeit der Perm-Trias Grenze herangezogen werden.
Massenaussterben
Vor 251 Millionen Jahren bliesen gigantische Eruptionen in Sibirien jedes Jahr 2 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre und läuteten ein extremes Treibhausereignis ein, das zum grössten Massenaussterben der Erdgeschichte führte, welches 90% aller Arten auslöschte. ( 64 ) Eine rasche Erhöhung der Temperaturen um 4-8 Grad löste eine Kaskade an Rückkopplungen und Kipppunkten aus, welche die Temperaturen steigen liessen und beinahe zur Vernichtung allen Lebens auf der Erde führten.
10 Millionen Jahre keine Wälder und komplexere Tiere mehr
Fast alle Wälder starben, vierbeinige Tiere waren beinahe auf dem ganzen Globus verschwunden und bis in den 40. Breitengrad um den Äquator gab es keine Landtiere mehr. Lücken bei Fossilfunden zeigen auf, dass es 10 Millionen Jahre dauerte, bis sich Wald und Tiere zu erholen begannen (Kohlelücke, Tetrapodenlücke). ( 65, 66, 67 )
Unsere Emissionen sind 10-mal schneller
Das gesamte Volumen der von Menschen emittierten Mengen an Kohlenstoff liegt zwar sehr deutlich unter den Mengen, die damals zum grössten Massenaussterben führten. Jedoch setzen wir unsere Emissionen um das 10-fache schneller frei!
Während damals die CO2-Konzentrationen über Jahrtausende langsam anstiegen, benötigte unsere fossil befeuerte Wirtschaft weniger als 200 Jahre, um den Planeten an den Rand des nächsten grossen Massenaussterbens zu bringen.
Das Artensterben hat bereits begonnen
Wir haben uns (leider) an die zahlreichen Berichte gewöhnt und nehmen deshalb die Tatsache kaum mehr wahr: Jeden Tag sterben heute zwischen 3 und 130 Pflanzen- und Tierarten aus. ( 67 ) Dies ist eine hundert bis tausendmal höhere Rate, als durch die natürliche evolutionsbedingte Auslese üblich wäre. ( 69, 70 )
Laut neustem UN-Bericht hat die Biodiversität noch nie so stark abgenommen und hat sich die Natur noch nie in einem derart schlechten Zustand befunden seit Menschen auf diesem Planeten leben. ( 71 )
Klimaskeptiker: Welche Unsicherheiten bestehen wirklich?
“Zweifel ist unser Produkt”
Klimaleugner und verschiedene Interessengruppen nutzen verschiedene Taktiken zur Desinformation. Oft genügt es schon, Zweifel am Klimawandel zu säen, ohne jegliche Gegenbeweise erbringen zu müssen. Von Klimaforschern werden hingegen klare Beweise ohne die geringsten Zweifel erwartet.
Klimaforschern wird dann auch noch Übertreibung und Alarmismus unterstellt, obwohl bisher das Gegenteil der Fall war. Frühere Prognosen des IPCC waren zu optimistisch und mussten korrigiert werden. ( 72, 73 ) Um ihr Renommee in der Wissenschaftsgemeinde nicht zu gefährden, achten die meisten Klimaforscher:innen peinlich genau darauf, sich ausschliesslich auf Fakten zu stützen.
Ölkonzerne kennen die Risiken ganz genau seit spätestens 1986
Der Spiegel und viele anderen Medien berichteten ausführlich über die Geheimhaltestrategien und Desinformationskampagnen. ( 74, 75, 76 ) Eine umfassende Sammlung von frühen vertraulichen Aufzeichnungen und Studien der grossen Erdölkonzerne wie Exxon, Total, Shell und BP kann hier eingesehen werden. ( 77 )
Seit 2009 bestreitet keiner dieser Konzerne mehr den Klimawandel und erläutert nun regelmässig in ihren Jahresberichten die Anstrengungen zur Reduktion der Emissionen.
Klimaskeptiker: “Die Wissenschaft ist sich noch uneins!”
Diese Aussage im Titel soll Zweifel unter Klimaforschern implizieren und ist auch nicht gänzlich falsch. Wissenschaftliches Denken setzt ja voraus, sich erst festzulegen, wenn eindeutige Beweise vorliegen. Jedoch handelt es sich bei den umstrittenen Themen um Detailprognosen gewisser Regionen und nicht um den Klimawandel als solchen. Da Klimaforschung äusserst komplex ist und es trotz tausender Studien noch immer Unklarheiten gibt, werden alle Prognosen und Aussagen des Weltklimarats immer in Wahrscheinlichkeiten angegeben. Hier zwei Beispiele, die das sehr gut erläutern:
Beispiel Aussage IPCC: “Der menschengemachte Klimawandel ist äusserst wahrscheinlich”
“Äusserst wahrscheinlich” bedeutet im Vokabular des Weltklimarats 95-100% sicher. Ein Team von Wissenschaftlern kam 2019 auf Grundlage von mehreren Datensätzen atmosphärischer Messungen und verschiedener Klimamodellen zu folgendem Schluss: Die Wahrscheinlichkeit, dass die derzeitige Erderwärmung auf natürlichen Ursachen beruht beträgt 1 zu 3,5 Millionen. ( 78 ) Das bedeutet, dass Klimaleugner mit einer Wahrscheinlichkeit von 0.00003 Prozent Recht haben.
Beispiel 2: “Mehr als 2,7 Grad Erwärmung ist 50% wahrscheinlich!”
Aufgrund derzeitiger politischer Regeln und wirtschaftlicher Aktionen geht der Weltklimarat von 2 bis 3,6 Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Dabei ist es 50% wahrscheinlich, dass der Temperaturanstieg grösser als 2,7 Grad ausfallen wird. Das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad zu erreichen ist äusserst unwahrscheinlich. ( 79 ) Mögliche Rückkopplungen und Kippunkte werden in diesem Modell nicht berücksichtigt.
Bei über 2 Grad in die Katastrophe schlittern?
Bereits ab 1,5 Grad Erwärmung könnten Rückkopplungen und Kipppunkte das Weltklima unkontrolliert und dauerhaft destabilisieren. Müssen wir 100% sicher sein einen toten Planeten zu hinterlassen, bevor wir ins Handeln kommen?
Wir haben längst genügend Evidenz gesammelt, um uns nun um Lösungen kümmern zu können.
Es ist nicht zu spät, packen wirs an!
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