Zum Autor Prof. Heri
Erwin W. Heri, a.o. Professor für Finanztheorie an der Uni Basel und Partner der Fintool AG, moniert im Prolog, dass „der heute vielerorts verwendete Wirtschafts- und Finanzslang beinahe Ausschlusscharakter“ besitze. Dem muss man leider auch zehn Jahre nach Erscheinen dieses Buches immer noch zustimmen. Aus der Retrospektive ist es interessant, ob man als Anleger und Berater die Lektionen aus der Aufsatzsammlung auf Heris Zeitreise gelernt hat oder ob Daniel Kahnemann, der berühmte Nobelpreisträger für Nationalökonomie aus dem Jahre 2002, Recht behält, wonach Anleger aus der Geschichte der Finanzmärkte noch nie etwas gelernt hätten.
Buchkritik und Zusammenfassung
Heri warnte schon frühzeitig vor den negativen Folgen einer inversen Zinskurve oder Fehlallokationen im Immobilienbereich und anderen sprichwörtlichen „schwarzen Schwänen“ – hier scheint wenig Fortschritt stattgefunden zu haben. Es lohnt sich, international zu diversifizieren, aber für das Eingehen von Währungsrisiken gäbe es keine Risikoprämie. Sein Anlageklassen-Vergleich hinkt, da Gold vor 1970 „de facto“ eine Währung war und die Staaten den Goldpreis festsetzten, in dem die Währungen in einem fixen Umtauschverhältnis fixiert wurden („Goldstandard“).
Anleger würden immer wieder dem jüngsten Modetrend nach rennen, statt Erkenntnisse aus möglichst langen Zeitreihen abzuleiten, betont der Autor immer wieder. Sie würden immer noch auf (ihnen bekannte) Einzelvaloren fokussieren statt auf Indices, obwohl wissenschaftlich erwiesen ist, dass das Eingehen unsystematischer Risiken (Einzeltitel) nicht belohnt wird: man erhöht die Volatilität und das Risiko, aber erzielt keine Mehrrendite. Diese Kritik hat nichts von ihrer Gültigkeit eingebüsst. Und er stellt süffisant fest, dass uns Börsengurus wie Wetterfrösche erklären, wie es heute war und morgen sein wird, es aber nur letzteren gelungen sei, die Treffsicherheit der Prognosen zu verbessern.
Heri sagt, Anleger seien gut beraten, die Märkte als effizient zu betrachten: erwartete Ereignisse seien eingepreist, „die kurzfristige Dynamik der Preisentwicklung würde fast ausschliesslich von Überraschungen getrieben“.
Wer die Zeit in den Nuller Jahren nicht selbst aktiv miterlebt hat, findet hier eine exzellente akademische fundierte Analyse und eine unabhängige Meinung eines „Anlagedinosauriers“ (Eigenbezeichnung): lesenswert!
„Vernünftige langfristige Durchschnittsrenditen lassen sich nach wie vor nur mit langweilig-disziplinierten Anlagestrategien erwirtschaften“, so Heri.
© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich
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