Zum Autor Gerd Kommer
Gerd Kommer arbeitet im Firmenkundengeschäft einer Bank in London und führt mit seinen Investmentratgebern eine «Aufklärungsmission» gegen die Finanzindustrie. In diesem Buch verschafft er auf den ersten hundert Seiten einen Überblick, welche nachhaltigen Renditen in allen wichtigen Assetklassen möglich sind. Danach wird der «Buy and Hold»-Ansatz erklärt, gefolgt von einer Kurzanleitung, wie man sich im Crash verhalten soll, und einem abschliessenden Resümee.
Buchkritik und Zusammenfassung
Was bietet diese «Investment-Bibel» dem Leser? Die detaillierten historischen Datenreihen, welche Renditen langfristig in welchen Anlageklassen nachhaltig erzielbar sind und wie die Vermögensstrukturierung kostengünstig und einfach umgesetzt werden kann, sind sehr hilfreich. Gemäss Kommer haben sich die Innovationen der Finanzindustrie in den letzten Jahren zu sehr darauf beschränkt, überkomplexe Produkte mit geschickt versteckten Gebühren zu generieren und diese den Anlegern schmackhaft zu machen nach der Philosophie «kaufe-dieses-einzigartige-Produkt-jetzt».
Kurz nach der Finanzkrise geschrieben, hat dieses Buch nichts von seiner Aktualität eingebüsst: Einerseits ist die beschriebene Anlagestrategie aus Sicht der Wissenschaft die einzig vernünftige Lösung. Und andererseits befindet sich die Bankenwelt nach wie vor in einer Vertrauenskrise und es lassen sich keine Bestrebungen erkennen, diese Erkenntnisse einer evidenzbasierten Anlagestrategie auch in die Beratung von Privatanlegern einfliessen zu lassen.
Kommer geht auch auf die wenigen wissenschaftlich nachgewiesenen und in allen Märkten gültigen Faktorprämien ein: Damit sind Small-Cap-, Value- und Schwellenländer-Effekte gemeint. Nebenwerte, Substanzwertaktien und Schwellenländer bergen ein etwas höheres Risiko, weshalb sie langfristig eine etwas höhere Rendite abwerfen. Und er räumt auf mit den Mythen, die sich um die Renditen von Gold- und Eigenheim-Investments ranken oder mit dem Marketingmärchen vom «Cost-Average-Effekt». Er bringt dafür auch Aspekte ein, die in der Finanzplanung oft vergessen gehen: So soll das sogenannte Humankapital, oft der grösste Vermögenswert, stets auch in die Analyse des Gesamtvermögens mit einfliessen.
Vermögensanlage ist kein Sprint, sondern eher ein Marathonlauf. Es zählt folglich nicht, wer nach 100 m oder 23 km vorne liegt, sondern erst, wer nach 42 Laufkilometern reüssiert. Hochgefühle und Erfolge wechseln sich ab mit Enttäuschungen, Erschöpfungszuständen und emotionalen Tiefpunkten. Eine lange Anlagedauer meistert man – wie einen Marathon – mit Erfahrung, abgeklärtem Wissen und Beharrungsvermögen. Beides kann ich nur bestätigen und dieses Buch vorbehaltlos empfehlen!
© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich
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