Zu den Autoren

Das Liberale Institut hat eine lange Tradition im Dienste der Freiheit – modern würde man es als „Thinktank“ bezeichnen. Der Direktor Pierre Bessard und der Rechtsanwalt Paolo Pamini (PwC) haben eine unkonventionelle Studie aufgelegt, die man kostenlos downloaden kann.

Buchkritik und Zusammenfassung

Obwohl unser Vorsorgesystem des 3-Säulen-Modells im internationalen Kontext immer noch als vorbildlich und stabil angesehen wird, krankt es nach Ansicht der Autoren an diversen Mängeln. Die Studie hinterfragt die mythische Überlegenheit dieses Systems und legt dar, wie aus liberaler Warte in Zukunft eine gerechte und solide Vorsorge auszusehen hätte.

Die AHV wird als kostspieliges „Ponzi-System“ entlarvt, weil schon heute nur 74% der Rentenausgaben über die Lohnabzüge gesichert werden. Letztere müssten rund 40% höher ausfallen, um kostendeckend zu sein. Die Sicherung über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer sei schädlich, weil dadurch ja der Konsum aller geschmälert würde. Die Autoren legen dar, dass die AHV keinen Wohlstand schafft, sondern ihn nur verlagert: Die Einzahlungen der Bürger werden ja nicht für ihre Rente angesammelt, wie uns der IK-Auszug glauben macht, sondern gleich wieder an die heutigen Rentner verteilt. In anderen Bereichen nennt man das „Schneeballsystem“ (oder „Ponzi-System“) und gilt als illegal. Sie kommen also zum Schluss, der „Generationen-Vertrag“ sei unmoralisch, die Bürger würden sich einer Illusion hingeben, die AHV sei eine Versicherung, dabei sei sie vor allem eine Einkommenssteuer, die ständig für neue Ungerechtigkeiten sorge. Nicht Solidarität kennzeichne sie, sondern „ideologischer Kollektivismus“.

Mit Klartext und starkem Tobak geht es auch der beruflichen Vorsorge an den Kragen: das heutige Modell sei ein Relikt des Paternalismus, denn private Pensionskassen gab es schon 100 Jahre früher, bis der Staat sie für obligatorisch erklärt hat. Dabei gehört der Staat als Treiber und Regulator zu den schlechtesten Pensionskassenverwaltern! Der strukturelle Vorteil des Kapitaldeckungsverfahrens werde leider rasch verspielt, da wichtige Kennzahlen wie Zins und Umwandlungssatz politisch statt ökonomisch definiert werden. Ausserdem führten erhöhte Verwaltungskosten, unprofessionelle Vermögensverwaltung und inadäquate Regulierungsvorschriften zu weiteren Problemen.

Einen Ausweg präsentieren die Autoren in der Kapitalisierung der individuellen Sparbeiträge in einer nach oben offenen, steuerbegünstigten Dritten Säule und in einer Liberalisierung des Referenzalters. Die Autoren sehen die AHV als „Relikt einer kollektivistischen Kultur“ und möchten sie am liebsten abschaffen. Fürs erste sei aber eine Erhöhung des Referenzalters bei gleichzeitiger Steuerbefreiung und Abschaffung der Lohnabzüge ab 65 besser, führen sie aus.

Ein Leckerbissen für Finanzberater sind dann die exemplarischen Finanzpläne, wie eine solide und gerechte Vorsorge sichergestellt werden soll. Selbst wer nicht den gleichen politischen Standort teilt, kann von diesen Gedankenspielen profitieren. Die Konklusion der Autoren: Für die private Altersvorsorge ist es wichtig, so früh möglich (am besten ab Geburt) zu beginnen, und auf Gebühren und Konstanz zu achten. Die Studie liest sich leicht und ist nachvollziehbar, sie bieten einen erfrischenden Ansatz in der aktuellen Diskussion, räumt auf mit Mythen und führt zu Durchsicht und Einsicht!

© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich

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