Untersuchung Jugend und Vorsorge
Der Untertitel lautet „Zwischen sozialstaatlichem Anspruch und Individualisierung“ und zeigt schon das Spannungsfeld dieser umfassenden Untersuchung zu Einstellung zu Finanzen und Vorsorge-Planung junger Menschen. Befragt wurden 17- bis 27-Jährige in Deutschland, ob sie dem Staat eine zukunftssichere Altersvorsorge für ihre Generation zutrauen und wie sie zu betrieblicher und privater Vorsorge stehen.
Buchkritik und Zusammenfassung
Das Autorenteam sind alles ausgewiesene Sozialwissenschaftler und Ökonomen, die Studie wurde bereits zum fünften Mal erhoben und lässt daher Rückschlüsse zu Verhaltensänderungen zu. Zunächst zeigt die Studie einen ungebremsten Optimismus: acht von zehn Personen planen gerne ihre Zukunft und ihr Leben und sind gleichzeitig bereit, Risiken einzugehen, um es im Leben zu etwas zu bringen. 88% blicken zuversichtlich auf ihre persönliche Zukunft, aber nur 47% glauben an eine ebenso positive Entwicklung Deutschlands. Die Unberechenbarkeit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, der Vertrauensverlust in den Staat, der Zweifel, ob eine spätere Familiengründung und ein Eigenheim zu realisieren sind, sind wohl auch auf einen gewissen Corona- Effekt zurückzuführen. Sind es doch vor allem die Jungen, die unter den Einschränkungen am meisten gelitten haben in einer Phase, wo der Freiheitsdrang am grössten ist. Auf das Sparverhalten hatte Corona wenig Einfluss: 78% sorgen sich um ihre Altersvorsorge, aber nur ca. die Hälfte spart fürs Alter, wobei die eigene Situation und der familiäre Einfluss ausschlaggebend sind. Und obwohl die Erwerbsquote der Frauen gestiegen ist, liegen sie in der Sparquote 14% hinter den Männern. Ob das an mangelnden Angeboten oder an der Kommunikation liegt, beantwortet die Studie nicht. 62% sagen, sie würden sich in finanziellen Dingen gut oder sehr gut auskennen, aber nur 31% sagen das auch über die Altersvorsorge. Jedenfalls kommt die Studie zum Schluss, dass es einfacher und besser wäre, die betriebliche Vorsorge (zweite Säule) zu fördern, da private Vorsorge in der heutigen Form sich nicht bewährt habe. Je höher Einkommen und Bildung, desto eher werden Sachwerte präferiert – das ist wohl auch hier nicht anders.
Inwieweit die Daten auch für die Schweiz Gültigkeit haben, ist schwer zu sagen. Aber angesichts ähnlicher Herausforderungen könnte das Resultat ähnlich ausfallen. Jedenfalls ein interessanter Gedankenanstoss!
© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich
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