Zum Autor Prof. Thomas Picketty
Thomas Picketty ist ein französischer Wirtschaftswissenschaftler und Professor an der Pariser Elitehochschule EHESS.
Er forscht insbesondere zu den Themen Einkommensverteilung, Vermögensverteilung und soziale Ungleichheit. Er versteht die Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft, der es darum gehen sollte, mit realen Daten reale Probleme zu erörtern oder gar zu lösen.
Bereits sein erstes Buch “Das Kapital im 21. Jahrhundert” 2014, war ein Weltbestseller und sorgte vor allem auch in den USA für sehr viel Aufmerksamkeit.
Die Daten von Piketty und seinen Kollegen zur Einkommensverteilung und insbesondere zu Top-Vermögen in verschiedenen Ländern führten zur Datenbank World Top Income Database, die seit 2011 online zugänglich ist.
Buchkritik Ökonomie der Ungleichheit
Picketty beschreibt, wie vor dem ersten Weltkrieg die Einkommens- und Vermögensungleichheit immer stärker zunahm und dann zwischen 1918 und 1980 durch sozialdemokratische Tendenzen stark abgeschwächt wurden.
Seit 1980 ist jedoch der Trend zu immer stärkerer Ungleichheit wieder unübersehbar. Neoliberale Kräfte nahmen stetig zu und spätestens 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion wurden sozialistische Gedanken immer unpopulärer.
Deregulierung, eine Verkleinerung des Staates, freier Markt und starke Eigentumsrechte führten in den letzten Jahrzehnten zu einer immer grösseren Ungleichheit. In USA haben die Realeinkommen der Mittelklasse seit 1980 nicht zugenommen, während die Gehälter der Topverdiener sich verzehnfacht haben. Und mittlerweile ist das Arbeitseinkommen in den USA kleiner als das Kapitaleinkommen. Die 1% reichsten Menschen besitzen mehr als die Hälfte des globalen Vermögens.
Picketty beschreibt, dass ein unregulierter Kapitalismus zwangsläufig zu einer stetig zunehmenden Ungleichheit führt. Diese führe zu einer Stagnation der Wirtschaft und sei eine Bedrohung für die Demokratie. Zudem seien immer mehr Menschen vom Kapitalismus ausgeschlossen und würden nur noch als Konsumenten fungieren. Er beschreibt ausserdem, was die Politik tun könnte, um diesen Trend umzukehren.
Wollen wir in einer immer ungleicher werdenden Welt leben? Welche Konsequenzen müssen wir dafür tragen? Dieses Buch ist Finanzplanern zu empfehlen, welche auch für Gedanken von politisch eher links angesiedelten Ökonomen offen sind. Für mich war das Buch zusammen mit “Die ungleiche Welt” von Prof. Milanovic ein Augenöffner, welcher auch zu neuen Ideen in der Organisation unseres Unternehmens FINA geführt hatte.
Samuel Clemann
Gründer FINA Finanzplanung AG
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