Zum Autor Christoph Kanzler
Christoph Kanzler, seit 1996 in der Finanzbranche tätig, hat sich 2020 selbständig gemacht und sich mit diesem Buch einen langjährigen Traum verwirklicht: seine Vision zu verbreiten für ein neues Verständnis rund um die Themen Investieren, Sparen und Kapitalmärkte.
Buchkritik und Zusammenfassung
Sein Buch „Selfmade Aktionär“ richtet sich explizit nicht an Fachleute, sondern an alle, die sparen möchten, aber es noch nicht geschafft haben zu investieren. Er fragt provokativ, wie viele Finanzdienstleister es in 10 Jahren noch geben wird. Er fordert ein radikales Anders-, Um- und Neu-Denken. Primär: nicht in Produkten zu denken, sondern Fokus auf den Menschen. Er wirbt für eine neue Sicht auf die Märkte. Er bezeichnet sein Buch als Handout zur Schule der Märkte. Es ist Teil einer grösser angelegten Kampagne, die Videos, Blogs, Vorträge und Auftritte umfasst. Und in diesem Stil kommt es auch daher: Wie eine transkribierte Aufzeichnung seiner Vorträge in der Du-Form.
Der Autor merkt an, dass es in Deutschland mehr Lottospieler als Aktionäre gibt, aber die Menschen das Risiko vor Aktien-Investments scheuen. Er diagnostiziert ein falsches Verständnis von Risiko. Die Deutschen sparen fleissig, aber ineffizient. Daher fordert er einen „Führerschein fürs Sparen und Anlegen“.
Das Titelbild und Logo zeigt eine Glühbirne: Diese assoziiert man mit einer 200-jährigen Technologie, zu deren Erfindung und Verbesserung unzählige findige Geister beigetragen haben, die heute aber als überholt gilt. Als Metapher für eine findige Idee wirkt sie im Jahr 2021 etwas anachronistisch.
Zum Inhalt: Einige Aussagen sind etwas vereinfachend (Bauanleitung für Asset Allocation) oder weit hergeholt (Vergleich Aktien &Anleihen mit Wasser und Whiskey) oder ungenau (Codex Hammurapi stammt nicht aus dem 18. Jahrhundert, sondern ist ca. 3800 Jahre alt). Dazwischen finden sich aber auch wieder immer sehr gelungene Metaphern wie die von den Windrädern: Sie müssen immer bereitstehen, wenn Wind aufkommt – genauso soll man immer investiert sein, damit das Kapital produktiv sein kann. Wichtige Informationen werden dem Leser erst am Ende des Buches zugemutet: Dass „die Welt der Kapitalanlagen irgendwie in den 1970er- und 1980er Jahren hängengeblieben sei“ und dass „niemand die Zukunft voraussagen kann, die meisten Anlageprodukte aber genau auf dieser Fiktion basieren würden“. Anleger, die Angst vor einem Crash haben, fragt er: „Sagst du deinen Sommerurlaub ab, obwohl du weißt, dass es an zwei oder drei Tagen auch schlechtes Wetter geben kann?“
Der Autor betont die Dringlichkeit zu starten, ins Handeln zu kommen. Er mahnt diszipliniert zu bleiben und für gute Finanzberatung zahlen (Die meisten Deutschen sind bisher nicht dazu bereit). Ein Weckruf in einem Land, wo die Honorarberatung noch hartes Brot is(s)t.
Kann das Buch mit dem sinnigen Titel zur Aufklärung beitragen, dass die Kapitalmärkte jeden von uns wohlhabend machen können? Für Anfänger trotz einigen „Flüchtigkeitsfehlern“ ein gelungener Einstieg. Und die eingebauten Videos (QR-Codes) werten das Buch auf und zeigen die Stärke des Kanzlers als Speaker.
© Reto Spring
Dipl. Finanzplanungsexperte NDS HF, CFP®
Präsident Finanzplaner Verband Schweiz, Zürich
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